Hollywood zeigt Ihnen, wie Sie schnell in eine Fremdsprache einsteigen: In dem Film “Der mit dem Wolf tanzt” besucht eine Gruppe von Indianern einen Soldaten (gespielt von Kevin Costner). Die Indianer sagen etwas, was der Soldat nicht versteht. Der Soldat erwidert etwas, was wiederum die Indianer nicht verstehen. Dies wiederholt sich einige Male, bis der Soldat einen Büffel imitiert und immer wieder sagt “buffalo”, “buffalo”, “buffalo” (Filmausschnitt).
Die Indianer sind zunächst ratlos, verstehen dann aber und sagen: “tatanka”. Und beide Seiten verstehen: “buffalo” heisst “tatanka”. Der Prozess des Sprache-Lernens hat begonnen.
Der Büffel wird benannt. So einfach funktioniert Sprache, und das ist angeboren. Beweisen Sie sich selber, dass Ihr Gehirn diese Zuordnung von Namen zu Objekten ganz automatisch für Sie erledigt. Ganz ohne Vokabel-Listen. Führen Sie dazu das folgende Experiment durch (von der Firma “3M” gab es ein Preisgeld von 10.000 Euro für das folgende Experiment):
Experiment: Wählen Sie einige Objekt in Ihrer Umgebung und bringen Sie einen Zettel mit der zugehörigen Vokabel daran an. An Ihre Steckdose kleben Sie z.B. den Zettel mit der Aufschrift "power socket". Das ist nämlich der englische Begriff für "Steckdose".
Wenn Sie an der Steckdose vorbeikommen, dann schauen Sie gelegentlich auf den Zettel, um zu wiederholen, dass “Steckdose” “power socket” heisst. Versuchen Sie nicht, sich den Begriff zu merken oder ihn zu lernen. Sie wollen sich ja beweisen, dass Ihr Gehirn sich den Begriff für ein Objekt ganz automatisch merkt. Schauen Sie sich einfach nur den Begriff an und denken Sie sich: Dieses Objekt heisst also “power socket”.
Nach einigen malen des Nachschauens werden Sie die Vokabel erstaunlicherweise ganz automatisch lernen. Ohne Anstrengung und mühelos. Genau so, wie Sie mühelos “sehen” und mühelos “hören”. Sie können so Ihren Wortschatz nebenbei erweitern.
Ein Freund sagte mir dazu: "Ich habe viele Begriffe der norwegischen Sprache gelernt, indem ich die Dinge im Haushalt mit kleinen Zettelchen versah, auf denen die norwegischen Begriffe geschrieben standen. Bei jedem Griff in den Kühlschrank wusste ich dann, wie der Gegenstand heißt. Ich habe die Zettelchen erst Stück für Stück entfernt, wenn ich sie "im Schlaf" konnte."
Also, probieren Sie das einmal aus und beweisen Sie sich, dass Ihr Gehirn ganz von allein Vokabeln lernen kann. Etwas Geduld dürfen Sie am Anfang natürlich mitbringen ...
Wollen Sie sich noch mal beweisen, dass Ihr Gehirn ganz automatisch Objekte abspeichert? Dazu frage ich gerne: “Was haben Sie in Ihrem Kühlschrank?” Jeder konnte mir das bis jetzt mehr oder weniger sagen. Mussten Sie mit Karteikärtchen oder einem Zettelkasten lernen, was Sie im Kühlschrank haben? Es wäre äusserst bedenklich, wenn das der Fall wäre, und Sie sollten einen Neurologen aufsuchen ...
Zugegeben, die Frage mit dem Kühlschrank ist etwas unfair, denn hier werden ja keine Objekte benannt. Die Namen von Objekten speichert das Gehirn jedoch genau so automatisch wie die Objekte selber. Es dauert allerdings etwas länger und bedarf der Wiederholung.
Sehr erfolgreiche Sprachen-Lerner – und das sind solche, die fünf oder mehr Sprachen fliessend sprechen – lernen übrigens im Wesentlichen Vokabeln auf die Weise, wie sie im Film dargestellt ist und solche sehr erfolgreichen Sprachen-Lerner lernen kaum Grammatik.